«Der Mensch erscheint im Holozän» / Alexander Giesche

Alexander Giesche - Entete
© BAK / Charlotte Krieger

«Der Mensch erscheint im Holozän» / Alexander Giesche

Ein bildstarkes Gedicht

Schweizer Theaterproduktion 2020

Alexander Giesches rhythmische Inszenierung der Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» von Max Frisch zeigt den Menschen im unaufhörlichen Kampf gegen seinen eigenen Untergang. Seine Interpretation in einer minimalen Zweierbesetzung bleibt nahe an Frischs Sprache und ist dennoch eingebettet in der gegenwärtigen Welt. Diese Verbindung zwischen spielerisch aufeinander zugehenden Menschen, unterstützt von einer durch Digitalität und modernen Technologien geprägten Bühnenlandschaft, ist ein herausragendes Element dieses Stücks. Die Produktion des Schauspielhaus Zürich hatte am 23. Januar 2020 Premiere im Pfauen, wurde zum Theatertreffen 2020 nach Berlin eingeladen und Alexander Giesche mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Das Werk erhielt ausserdem den Nestroy-Preis 2020 in Wien als beste deutschsprachige Aufführung und wurde 2021 ins Panorama des Schweizer Theatertreffens gewählt.

Alexander Giesche

Alexander Giesche, geboren 1982 in München, ist als Theaterregisseur und Performance-Kollektiv-Leiter tätig. Nach seinem Studium der angewandten Theaterwissenschaft in Giessen zog es ihn 2011 in die Akademie für experimentelles Theater und Musik «DasArts» nach Amsterdam, wo er ein einjähriges Masterprogramm abschloss. Von 2012 bis 2014 war er Artist in Residence beim Theater Bremen, bevor er für zwei Jahre mit dem Projekt «Future Shock» an die Münchner Kammerspiele ging. Seit der Spielzeit 2019/20 gehört er unter der Intendanz von Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann zum Regieteam am Schauspielhaus Zürich. 2011 erhielt er zusammen mit Lea Letzel den Preis der Kritik beim Körber Studio Junge Regie für das multimediale Parforce-Stück «Record of Time». In der Theaterkritiker-Umfrage der Zeitschrift Theater heute wurde Giesche 2014 und 2016 zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt.

Mit diesem Preis wird eine Inszenierung gewürdigt, der es gelingt, einen so schwierigen Text wie diesen apokalyptischen Roman von Max Frisch theatralisch mit grosser Wirkung umzusetzen. In einer beispielhaften Verbindung des Wesentlichen mit dem Spektakulären behandelt «Der Mensch erscheint im Holozän» von Giesche, Pfammatter und Reichert Themen von grösster Aktualität wie etwa die angespannte Begegnung zwischen Menschheit und Natur oder die Auflösung von Erinnerung und Identität, ohne dabei in simple Modetendenzen zu verfallen. Die Inszenierung spricht auch die Schwierigkeiten an, die wir derzeit zu bewältigen haben, und erinnert uns gleichzeitig daran, wie wichtig die Hoffnung ist und wie viel Freude uns Spiel, Leichtigkeit und Schönheit bereiten können.

Demis Quadri, Jurymitglied